Auf den zweiten Blick
Schon 2023 hatte ich einmal einen Blick auf Nostr geworfen. Und das nicht ohne eine gewisse Portion Skepsis...
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Erster Blick
Schon 2023 hatte ich einmal einen Blick auf Nostr geworfen. Und das nicht ohne eine gewisse Portion Skepsis. Nostr, so hatte ich aufgeschnappt, war ja "Irgendwas mit Bitcoin". Und von dem ganzen Cryptowährungs-Kram halte ich mich komplett fern.
Trotzdem habe ich mir eine Identität (Beachte: eine Identität... nicht einen Account) erstellt. Genutzt hatte ich dfür den Web-Clienten Coracle, welche die Identitätserstellung mittels "nstart" erledigt.
Das war keine große Sache. Einen Namen für meine Identität musste ich mir ausdenken (logisch... wieder einmal "PepeCyB"), ich konnte ein Avatarbild festlegen und auch was zu mir selbst schreiben. Eine Mail-Adresse musste ich nicht angeben und auch ein Passwort musste ich mir nicht ausdenken.
Schon war die Identität angelegt und ich konnte mich einmal etwas umschauen. Na ja... viel umzuschauen gab es da nicht. Aber ich habe dann zumindest einmal eine Art "Neuhier-Posting" veröffentlicht...

Weil ich mit Coracle nun nicht so viel anfangen konnte, habe ich noch nostter ausprobiert. Und der Client sah schon besser aus. Mit diesem war es möglich, ohne große Suche, auch einen "öffentlichen Stream" anzuzeigen und damit interessante Nutzer zu finden, um diesen zu folgen.
Hmmm... ja... irgendwie ein wenig wie TwiXtter oder Mastodon. Überwiegend englischsprachig (was kein Problem ist, aber muttersprachliche Beiträge sehe ich halt auch gerne), viel Belangloses und immer wieder tauchte die Vokabel "Bitcoin" auf. Also nüscht, was mich weiter brachte oder mir akut Lust auf mehr gemacht hätte.
Und so habe ich seit dem extrem sporadisch (alle paar Monate) mal wieder da reingeschaut, aber nicht wirklich viel damit getan.
Zweiter Blick
Seitdem die Diskussion um Altersverifikationen in verschiedenen Ländern und die damit Verbundene Deanonymisierung und das Preisgeben persönlicher Daten in diesem Jahr intensiver geworden ist (ich sehe dabei zwar noch keine Gefahr für das Fediverse), habe ich noch einmal geschaut, was es denn sonst noch an Möglichkeiten einer freien Kommunikation im Stil Sozialer Netwerke so gibt. Und in dem Zusammenhang habe ich mir Nostr noch einmal genauer angeschaut.
Na und auf den zweiten Blick ist das ja wirklich eine gute Alternative.
Nostr steht für "Notes and Other Stuff Transmitted by Relays". Die Bezeichnung verrät auch gleich etwas über das Funktionsprinzip.
Während im Fediverse die einzelnen Instanzen für das Vorhalten und Anbieten der Inhalte der eigenen Nutzer und von Inhalten von Nutzern anderer, mit der eigenen Instanz verbundenen Instanzen ist, funktioniert die Speicherung der Inhalte bei Nostr mittels Relais. Auch damit wird eine Dezentralisierung des Netzwerkes erreicht. Sie geht in meinen Augen sogar noch ein ganzes Stück weiter, als im Fediverse.
Identität statt Account
Ich hatte ja oben geschrieben, dass ich mir eine Identität und keinen Account angelegt hatte. Und das ist ein feiner Unterschied. Man legt sich nämlich tatsächlich keinen Account bei irgendeinem Server an, sondern man erzeugt eine unabhängige Identität. Ein Nostr-Client ist kein Server im Sinne einer Fediverse-Instanz, bei welchem man einen Account erstellt, sondern es handelt sich tatsächlich nur um eine Zugangs-Software. Bei dieser Zugangs-Software authentifiziere ich mich mit meiner Nostr-Identität und die Software erlaubt mir dann den Zugriff auf die Daten und Inhalte, die auf verschiedenen Relays liegen können.
Relays
Meine Identität ist unabhängig vom Client und auch unabhängig von einzelnen Relays. Ich kann mich mit ihr praktisch über jede Zugangssoftware authetifizieren und auf meine Ressource zugreifen. Es gibt nicht nur Web-Apps, also Webseiten mit Clienten, sondern auch Desktop-Apps und Apps für mobile Endgeräte. Diese Clienten tun nichts anderes, als die Web-Apps, außer dass sie halt auf meinem Endgerät laufen. Man authentifiziert sich mit seiner Identität und die Programme nehmen dann mit verschiedenen Relays Kontakt auf, um mir meine "Timeline" anzuzeigen und es mir zu erlauben, selbst Inhalte zu posten. In der Regel sind einige (teilweise gut erreichbare und größere) Relays in den Apps voreingestellt. Man kann aber fast immer auch weitere Relays hinzufügen. Es gibt Listen mit verfügbaren Relays, z.B. nostrwat.ch.
Außerdem kann man auch selbst ein Relay hosten, so wie man ja auch eine eigene Fediverse-Instanz hosten kann. Also eine maximale Unabhängigkeit ist möglich.
Ja nachdem, welche Relays man im Clienten festgelegt hat, werden die eigenen Inhalte auch an viele verschiedenen Relays verteilt (manche speichern Daten nur für eine gwisse Zeit, andere unbegrenzt... da muss man sich schlau machen). Nostr bietet also das, was für mich als alter Hubzilla-Fan eine Kernfunktionalität ist, ebenfalls eine nomadische Identität mit Synchronisation.
Nostr-Clients
Inzwischen gibt es schon sehr viele Nostr-Clienten, die auch unterschiedliche Funktionsumfänge aufweise und für unterschiedliche Zwecke verwendet werden können. Am zahlreichesten sind die Microblogging-Apps. Es gibt aber auch Blogging-Apps für lange Artikel, Foto- und Video-Sharing-Apps, Apps die Direktnachrichten ermöglichen, oder Chats, oder oder... hier gibt es einen Überblick: nostr apps.

So... und was ist jetzt Sache mit dem Bitcoin-Kram?
Nun... das war ein Missverständnis (eines, das übrigens weit verbreitet und damit Grund für Vorbehalte ist). Nostr basiert einfach auf denselben kryptografischen Prinzipien wie Bitcoin und an seiner Entwicklung waren auch Menschen aus diesem Umfeld beteiligt. Die findet man auch noch immer dort und aus diesem Grund wird das Netzwerk bzw. Protokoll von vielen, die sich mit Bitcoin befassen, genutzt. Und so kommt es, dass man über Inhalte zu diesem Thema auch immer wieder stolpert. Nostr ist aber völlig unabhängig von Bitcoin. Man muss davon keine Ahnung haben, man braucht kein Wallet und man muss sich mit Bitcoin auch nicht befassen (es sei denn, man möchte es).
Als reine Option ermöglicht es Nostr allerdings, Zahlungen an andere Im Netzwerk mittels Zaps zu leisten, was über eine ebenfalls optionale Verbindung zum Lightning-Netzwerk ermöglich wird. Aber das ist opt-in! Nostr hat als nichts mit Bitcoin zu tun.
Und wie ist das jetzt mit der identität?
Nun, wenn man sich eine Identität erstellt, bekommt man zwei Schlüssel: einen öffentlichen und einen privaten Schlüssel. Der öffentliche Schlüssel ("npub") ist quasi die Identitätsbezeichnung und der private Schlüssel ("nsec") das "Passwort". Den ersten ("npub") kann und sollte man großzügig verteilen, denn mit diesem Schlüssel ist es anderen möglich einem zu folgen. Den zweiten ("nsec") muss man hingegen hüten, wie seinen Augapfel. Denn wer ihn kennt, kann sich authentifizieren. Man kann ihn auch nicht verändern und auch nicht wiederherstellen.Also gut drauf aufpassen.
Weil der "nsec" als "Benutzername" nicht wirklich nutzerfreundlich ist, gibt es auch die Möglichkeit, die eigene Identität mit einer lesbaren Adresse zu verknüpfen. Wie das funktioniert wird Teil eines weiteren Artikels.
Um mir zu folgen verwendet man entweder meinen "npub":
npub1h8ypsr7lw8l5r9pr9tm44xfkdm32welavahzmeez2t0flp5cs8qq04wc3j
oder meine NIP-05-Adresse:
PepeCyB@tnevlos.xyz
Nostr ist es in meinen Augen also wirklich wert, sich einmal damit zu befassen... also es auszuprobieren.
Ich werde mich jedenfalls weiter damit beschäftigen und ganz sicher ab und an noch weitere Artikel dazu schreiben.
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