Der Wahnsinn greift um sich
Mit dem Schutz der Jugend lässt sich fast alles begründen...
View article
View summary
Wahnsinn Nr. 1: Völlig absurde Ideen, um "die Jugend zu schützen"
Mit dem Schutz der Jugend lässt sich fast alles begründen. Ich kenne das von meinem Steckenpferd, dem Dampfen ("Pfrunzeln"). Da wird argumentiert, dass nor Kinder und Jugendliche ja wirklich fruchtige Aromen oder Aromen von Süßigkeiten mögen würden, woraus folgt, dass Liquids (die Flüssigkeiten, die vaporisiert und inhaliert werden) nur deshalb z.B. nach Erdbeere schmecken würden, um Kinder und Jugendliche zu ködern, damit zu Nikotinjunkies zu machen, die später dann rauchen und oft auch auf harte Drogen umsteigen würden.
Abgesehen davon, dass die letzte Sache – der sogenannte Gateway-Effekt – durch etliche Studien widerlegt wurde, ist es Tatsache, dass auch Erwachsene (oder bin ich womöglich eine Ausnahme) auch Erdbeergeschmack mögen. Und die Quote von Pfrunzel-Konsumenten unter Minderjährigen liegt z.B. in Deutschland um wirklich unteren einstelligen Prozentbereich. Wer dampft, war in der Regel vorher Raucher... und er ist erwachsen... und er mag auch alle möglichen Geschmäcker.
Trotzdem wird immer lauter gefordert (und in immer mehr Ländern gesetzlich umgesetzt), dass Aromen in Liquids verboten werden sollen... "zum Schutz der Jugend". Dass nun Erwachsene, also selbstbestimmte, eigenverantwortliche Menschen auch keine Geschmacksvielfalt mehr haben (einer der Gründe dafür, dass der Umstieg aufs Dampfen eine wirklich erfolgreiche Rauchstopp-Strategie ist... es funktioniert), muss wohl "zum Schutz der Jugend" so hingenommen werden. Und das, obwohl Minderjährige ja eigentlich aufgrund von Gesetzen gar keine Liquids kaufen können. Das ist schon verboten.
Hintergrund ist, dass das Dampfen an sich eingeschränkt und beseitigt werden soll... denn Genuss ist schlecht! 😉
So... Abschweifung beendet... jetzt zum Kern dieses Artikels!
Der "Schutz der Jugend" wird nun in einigen Ländern auch dafür hergenommen, die Nutzung von Internetdiensten zu erschweren oder gar zu verunmöglichen.
Dass es im Internet Inhalte gibt, die für Minderjährige nicht geeignet sind, die diesen schaden können, ist unbestritten.
Wer eine Seite ins Internet stellt, die den Zugriff auf jugendgefährdende Inhalte, welche der Betreiber selbst anbietet, ermöglicht, der muss in sehr vielen Ländern sicherstellen, dass nur Erwachsene Zugriff darauf bekommen. Das ist halt deren Problem und das müssen sie halt irgendwie hinbekommen. Nicht mein Problem.
Problematisch wird es erst, wenn Internet-Dienste es auch ermöglichen, dass Nutzer (also Besucher oder registrierte Nutzer) selbst Inhalte auf der Webseite zur Verfügung stellen. Sofern dies nicht generell moderiert geschieht, oder es erlaubt ist, auch jugendgefährdende Inhalte zu veröffentlichen, müsste sichergestellt werden, dass nur Volljährige die Inhalte sehen können.
Das ist also ein Problem aller Plattformen des Social Networking. Und damit auch ein Problem des Fediverse.
"Auf der Insel" ist die rechtliche Lage nun so, dass Nutzern, die ihre Volljährigkeit nicht nachgewiesen haben, der Zugriff auf solche (aber hat NUR SOLCHE) Inhalte verwehrt werden muss. Das kann man noch irgendwie sicherstellen, wobei das auch Betreiber kleinerer Instanzen vor schier unlösbare Probleme stellen könnte.
Noch umfassender ist die Regulierung derzeit in Mississippi. Dort würde ein Altersnachweis verbindlich. Für jeden Nutzer. Und im Endeffekt müssten die Aktivitäten dieser Nutzer dann auch – unter Beachtung des Altersnachweises – künftig überwacht werden.
Bluesky hat nun gejammert, dass sie das als "kleines Unternehmen" nicht stemmen könnten. Und dass sie es aus Prinzip auch ablehnen würden, die für die Einhaltung des Gesetzes erforderlichen Daten zu speichern und zu nutzen.
Und was machen sie "schweren Herzens..."? Die Blocken einfach die gesamte Region (den Staat) für jegliche Nutzung von Bluesky. Problem gelöst!
Problem gelöst?
Na ja... ich weiß nicht, ob es bei den Bluesky-Servern auch Mechanismen gibt, welche die Nutzung unter Verwendung von VPN oder Proxys blockiert. Soweit ich weiß ist es wohl nicht so.
Was also bringt das Geoblocking von Mississippi? Im Endeffekt nüscht! Auch wenn es vielleicht nicht sehr viele wissen, wie man das Blocking auf diese Art und Weise umgeht, kann es den Vorgaben der gesetzlichen Regelung eigentlich nicht genügen.
Wahnsinn Nr. 2: Deanonymisierung durch die Hintertür
Wenn Dienste den o.g. Regelungen entsprechen, dann bedeutet das aber auch eine Deanonymisierung. Auch wenn Drittanbieter-Dienste die eigentlichen Daten haben und nur den Altersnachweis gegenüber einem Dienst garantieren, so bleibt trotzdem eine mögliche direkte Verknüpfung zwischen Account und persönlichen Daten des Nutzers. Damit würde ein grundlegender Pfeiler des freien Internets wegbrechen. Na schönen Dank!
Wahnsinn Nr. 3: Auch Dienstanbieter im Fediverse denken über den völlig nutzlosen Schwachsinn des Geoblockings nach
In den vergangenen Tage sind mir mehrere Diskussionsstränge im Fediverse aufgefallen, wo über ein Verfahren, analog zu Blueskys Geoblocking gesprochen wurde. Euer Ernst? Abgesehen, dass diese Methode nicht wirklich wasserdicht ist (VPN/Proxy) und auch den gesetzlichen Vorgaben damit nicht wirklich entsprechen wird, widerspricht es für mich der Grundphilosophie des Fediverse als freies, unzensierbares Netzwerk. Außerdem ist es aufgrund der dezentralen Struktur ziemlich wirkungslos (wesentlich wirkungsloser als bei Bluesky, das ja nicht so richtig dezentral ist).
Wenn ich eine Fediverse-Instanz habe, die keine Altersverifikation durchführt (derzeit ja Nomalzustand... und das ist auch gut so) und ich geoblocke Mississippi. Dann können Nutzer meiner Instanz ja womöglich "jugendgefährdende" Inhalte teilen. Die können dann von den Menschen in dem Bundesstaat nicht gesehen werden. Allerdings platzt die Sache schon in dem Moment, wenn meine Instanz mit einer anderen Instanz föderiert, die in Mississippi nicht geblockt ist und auch keine Altersverifikation durchführt. Und schon stehen die Inhalte auch Minderjährigen dort zu Verfügung.
Die einzige Lösung neben dem Geoblocking wäre es, die Instanz zusätzlich komplett zu deföderieren. Dann aber ist es kein Fediverse-Dienst mehr.
Was also soll das Blocken bringen, außer dass man bestimmte Regionen aussperrt? Also ehrlich... das ist nicht das Internet, was ich mir vorstelle. Und das hat mit Fediverse auch nur noch am Rande zu tun (abgesehen davon, dass eine Fediverse-Software zum Einsatz kommt).
Wahnsinn Nr. 4: Das alles hat nichts mit dem "Schutz der Jugend" zu tun
Was wirklich wahnsinnig ist... auch die um sich greifenden Regelungen zum Jugendschutz haben gar nichts mit dem "Schutz der Jugend" zu tun. Das ist nur vorgeschoben. In Wirklichkeit geht es um Kontrolle, Freiheitseinschränkungen, Einschüchterung (durch Angst vor Repressionen), die Aufhebung der Anonymität im Internet und um Zensur. Und dabei dann auch noch mitzumachen ist für mich der Gipfel des Wahnsinns...
Der ganze Wahnsinn (inklusive des aufkeimenden Wahnsinns im Fediverse) hat übrigens dafür gesorgt, dass ich mir Nostr nun noch ein wenig näher angeschaut habe... aber dazu mehr in einem anderen Artikel.
Conversation Features
Loading...
Loading...
Login
PepeCyBs Welt
pcw@hub.hubzilla.hu
Mein Blog PepeCyB's Welt - Pepes Gedanken, das Fediverse und mehr…
Categories