Mit dem Internet kam das Ende der Massengesellschaft. Heutzutage sind Öffentlichkeit im Allgemeinen und die digitale Öffentlichkeit im Besonderen nur als Netzwerk verstehbar. Nicht als Netzwerk zur Kommunikation, sondern als Netzwerk der Beziehungen, bestehend aus den Erwartungen, Kenntnissen und letztlich bestehend aus dem Vertrauen, das Menschen gegenüber anderen Menschen und Institutionen aufzubauen pflegen. Wichtig ist nicht mehr, wo jemand eine Information plaziert, wichtig ist, wann und wer und unter Einbeziehung welcher Faktoren diese abfragt.
In Sozialen Netzwerken entscheidet jeder selbst, wem er folgt. Er entscheidet selbst, wie die eigene Startseite, der eigene Blick auf den Dienst, aussieht. Als Beispiel sei hier Twitter erwähnt. Aus der Liste der Gefolgten wird die Timeline generiert, die eine Wirklichkeit abbildet, die einzig und alleine von den Following-Entscheidungen des Nutzers bestimmt ist.
Die Beziehungsweise des Folgens ist eine direkte Willenserklärung, die Inhalte eines Users sehen zu wollen. Sie ist ein Pakt, der auch eine gewisse, wenn auch kleine, Verantwortungsübernahme bedeutet. Und diese Beziehungsweise wurde zum integralen Strukturbaustein der digitalen Öffentlichkeit zwischen 2010 bis 2020 und damit auch zur tragenden Säule vieler Karrieren, Geschäftsmodellen und außerdem zur Grundlage der Selektionsverfahren von kulturellen Trends. Im Follower steckte die Macht.
Die digitale Öffentlichkeit hat aufgehört eine vernetzte Öffentlichkeit zu sein und geht zunehmend in den „For you“-Algorithmen der kommerziellen Plattformen auf. Ab 2020 wurde dem Follower von Diensten wie Tiktok der Gar ausgemacht und von dort setzte sich der „For You-Algoritmus“ auf allen kommerziellen Plattformen durch. Das bedeutet, dass die neue digitale Öffentlichkeit nicht mehr durch menschliche Beziehungen und vernetztes Vertrauen getragen wird, sondern vollends den Steuerungsinstrumenten einer Hand voll Konzernen ausgeliefert ist. Auf einmal bedeutete ein Following nicht mehr die Garantie, dass der Content die Abonnenten erreicht.
Mit der Zerstörung dieser Beziehung entgleiten den Creators ihre medialen Regime und beide, User und Creator werden immer abhängiger vom Algorithmus und arbeiten folglich nur noch für die Interessen der Plattformen, statt für sich selbst.
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