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Nun ist schon vor etlichen Wochen ein Knäuel „vernünftiger“ Baumwolle hier eingetroffen und ich habe damit recht ausgiebig experimentiert.
Was heißt jetzt „vernünftige Baumwolle“? Nun, ich habe mir von meiner Frau ein Knäuel sogenannte Schulwolle aus 100 % Baumwolle ungebleicht (also „natur“) besorgen lassen. Sie enthält also keine Kunstfasern und ist nicht gebleicht. Dadurch sieht sie ein wenig beige-grau aus, was ja jedoch nicht stört. Das Garn hat einen Faserdurchmesser von ca. 1.5 mm. Nach Erhalt habe ich die Schnur zunächst 2 x 10 Minuten ausgekocht und anschließend trocknen lassen. Der Vorteil ist hier wieder, dass die Wolle damit relativ „sauber“ sein sollte und sie auch ein wenig „fluffiger“ und „saugfreundlicher“ wird.
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Im A.R.T. Julia hatte ich ja schon mit der hier im „Strick-Beutel“ gefundenen Baumwolle gearbeitet, wobei diese doch deutlich dünner war und ich ihr in puncto „Herstellung“ nicht so voll und ganz vertraut habe. Außerdem hatte ich die Julia mit einer „normalen“ Wicklung unter Zuhilfenahme einer Wickelhilfe bestückt. Mit der „neuen“ Wolle habe ich dann einmal eine Microcoil-Wicklung aus NiCr 0.28 auf einer Wickelhilfe mit einem Durchmesser von 1.75 mm auf 1.2 Ω ausprobiert. Es ließ sich problemlos ein doppeltes Stück Garn mit Hilfe eines Stückes Draht als Einfädelhilfe durchziehen. Damit war das Innere der Wendel gut, aber nicht zu prall, ausgefüllt. Drei Fasern wurden dann durch den Dochthalter gezogen und eine Faser habe ich als „Staubsauger“ auf den Boden der Base gelegt. Nach nunmehr zweieinhalb Tanks ist mir weder Siffen noch Kokeln aufgefallen. Die Dampfentwicklung ist ausgesprochen gut und ein Beigeschmack war für mich schon ab dem ersten Zug nicht feststellbar.
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Vor Inbetriebnahme und auch vor jedem Test ist es absolut erforderlich, die Baumwolle gut zu durchfeuchten, weil sie ein trockenes Befeuern absolut nicht verzeiht. Außerdem perlt das Liquid anfangs ein wenig an der Oberfläche ab, was aber nach der ersten manuellen Durchfeuchtung nicht mehr vorkommt.Die oft genannte Befürchtung, das Baumwoll-Garn würde bei leerem Tank sofort verschmoren oder verbrennen, kann ich nicht bestätigen. Gut, bei der Julia sieht man eh, wenn das Liquid zur Neige geht… aber ich verwende die Schnur auch konsequent in der Euforia mit Edelstahltank und hatte bisher noch keine probleme mit verkokelter oder verbrannter Schnur. Wenn das Liquid aus ist, dann schmeckt der (ohnehin dann Sehr wenige) Dampf ein wenig wie durch ein trockenes Tempo-Taschentuch gezogen. Aber zu dem Zeitpunkt ist das Garn bei weitem noch nicht so trocken, dass es davon Schaden nimmt. Mann muss dann halt „nachtanken“.
Die Julia lässt sich, wie schon einmal beschrieben, auch gut mit Watte als Faser betreiben, jedoch halte ich hier die Schnur für praktischer, weil sie nach Alterung nicht so plötzlich ihre Eigenschaften verliert, wie die Watte. Ich habe festgestellt, dass die Watte, wenn sie dann mal „hinüber“ ist, recht schlagartig doch mehr „zusammenfällt“ und dann zu viel Liquid über den Dochthalter in die Verdampferkammer läuft. Bei Garn merkt man eher, dass die Faser schleichend an ihr „Lebensende“ gelangt und man kann dann ganz flott die alte rausziehen, die Microcoil 3börnen und wieder einen neuen Faden einfädeln.
Das Einfädeln ist bei den Maßen meiner Wicklung übrigens wirklich sehr einfach.
Sämtliche „Griechen“ und auch ihre „Weil-nie-mehr-verfügbar-deshalb-für-mich-akzeptable-Nachbauten“ (im weiteren Verlauf werde ich nur noch von den „Griechen“ schreiben, auch wenn sie zum Teil aus Fernost stammen) funktionieren mit der Baumwoll-Schnur genauso hervorragend, wie vormals mit der Ortmann-Schnur. In Odysseus, Nautilus, Oddy und Euforia ist ein einzelner Strang der Schulwolle völlig ausreichend. Ich verwende dann einen zusätzlichen kurzen Strang in der Wicklung als Puffer. Im Ithaka passen zwei Stränge Baumwoll-Garn pro Kanal am besten. Die „Griechen“ verwende ich allerdings nicht mit einer Microcoil, weil mir der Austausch der Faser da einfach zu umständlich ist. Ich habe es probeweise mal im Nautilus mit eine Microcoil und Watte und im Odysseus mit einer Microcoil und Baumwoll-Garn ausprobiert, bin jedoch inzwischen wieder zur „klassischen“ Wicklung übergegangen.
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Ein weiterer Verdampfer, der von mir mit einer Microcoil-Wicklung versehen wurde, ist der Taifun Watte. Ich habe da eine 0.28er NiCr mit 1.25 mm Durchmesser und 1.2 Ω eingebaut und zunächst mit einem Watte-Strang experimentiert. Abgesehen davon, dass es bei der „Taifun-Version 1“ eine grauenhafte Fummelei ist, die Watte-Enden so in die Tankhülse zu drapieren, dass sie Kontakt mit dem Watte-Depot haben, trat auch der Effekt auf, dass die Enden des Wattestranges nach relativ kurzer Zeit aufgrund des recht hohen Gewichts wegen des gespeicherten Liquids langsam an den Wänden der Hülse herunter rutschten. Solange das Watte-Depot gut gefüllt ist, läuft noch eine Zeit lang ausreichend liquid als Film an den Wänden bis zum Wattestrang. Das hört aber dann doch relativ früh auf und man merkt, dass zu wenig Liquid nachkommt. Dann konnte ich aber kaum einen Milliliter Liquid in die Watte nachfüllen… das Depot war also bei weitem noch nicht leer. Also habe ich auch bei dieser Wicklung (diesmal nur einen Strang) Baumwoll-Faser eingezogen und damit läuft er auch wieder ganuso hervorragend wie mit der Ortmann-Schnur.
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Mit der Schulwolle habe ich auf jeden Fall eine dauerhaft nutzbare Alternative zu Ortmann für die Julia, die „Griechen“ und den Taifun Watte gefunden.
Im nächsten Teil werde ich über die Erfahrungen mit Baumwoll-Watte eingehen. Ich betreibe außer den „Griechen“ inzwischen sämtliche Verdampfer mit Microcoil-Wicklungen, weil mich diese bisher von der Performance und der Wartungsfreundlichkeit am meisten überzeugt haben.