Neuzugang in der Hunde-Altersresidenz: Coby
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Meine Frau und ich sind ja seit vielen Jahren in der Hunderettung aktiv. Wir haben uns auf die alten Hunde, oft mit Handicap, verlegt.
Wenn hier in Ungarn ein Hund aus einer Tötungsstation gerettet wird und er ist alt, oft krank oder sonst irgendwie eingeschränkt, so hat er kaum noch eine Chance auf Vermittlung. Dafür gibt es einfach zu viele junge und gesunde Hunde, die ja auch gerettet werden müssen. Die finden schon schwer genug ein liebevolles Zuhause. Und die alten bleiben auf der Strecke. Deshalb sind wir inzwischen ein Hundewaisen-Altersruhesitz.
Geht echt ans Herz, weil oftmals viel zu wenig Lebenszeit übrig ist. In den vergangenen Monaten hatten wir einen fürchterlichen "Durchlauf". Im Sommer (Ende Juni) kam der Piet zu uns... ein ca. 15 Jahre alter Puli, der nur Kettenhaltung kannte und inzwischen alterserblindet (nicht völlig, aber stark sehbehindert) war. Der ist mal so richtig aufgeblüht. Im Dezember dann, ließ seine Lebenskraft spürbar nach. Wir kennen das schon... das geht dann furchtbar schnell. Und an einem Abend kam er wieder zu mir an den Tisch, hat sich an meine Füße gelegt... und ist entschlafen.
Danach brachte uns dem Verein, den wir unterstützen, den Jumbo. Einen Schäferhund. Extrem abgemagert und mit etlichen Tumoren. Er konnte aufgrund der Mangelernährung kaum laufen und musste mit einem Tragegestell unterstützt werden. Wir wollten versuchen, ihn wieder aufzubauen, um ihm anschließend die Tumore entfernen zu lassen. Drei Tage hat er geschafft. Dann waren wir in der Tierklinik und dort sagte man uns, dass es absolut keinen Zweck mehr hat. Er würde sicher auch nicht mehr zunehmen und außerdem war ein Tumor am Bein geplatzt. Also mussten wir ihn schon gehen lassen. Kurz vorher kam Luigi zu uns. Er sah aus wie ein Mini-Wolf. Auch leicht sehbehindert und stattliche 17 Jahre alt. Und die hat er, bis er in die Tötungsstation entsorgt wurde, sein ganzes Leben an der Kette verbracht. Er lief nur Kreise. Auch ohne Kette. Aber über die Monate wurde das besser. Er hat dann schon längere Strecken geradeaus geschafft.
Mitte März ließ dann sein Appetit nach und sein Speichel war immer etwas blutig. Inzwischen war er 18 geworden. Als es nicht besser wurde, sind wir zu unserer Tierärztin gegangen, weil wir irgendein Zahnproblem vermuteten. Aber nix! Er hatte einen unentdeckten Tumor am Kiefer im Innenbereich des Mauls und der war aufgerissen. Frau Doktor meinte (sie gibt keinen Hund so schnell auf), das könne man nicht mehr beheben, zumal er in dem Alter vermutlich ohnehin keine Narkose mehr überstehen würde. Und so mussten wir ihn auch so rasch wieder gehen lassen.
Im Dezember kam die Daisy. Ein kleines Mädchen jenseits der zehn Jahre. Sie konnte in der Auffangstation nicht bleiben, weil sie Pflege und OPs brauchte. Sie hatte eine doppelte Hernie (Bauchfellbruch, in die schon Därme und Teile der Blase gedrungen waren) und einen dicken Tumor unter dem rechten Vorderarm. Und... wie immer... Haut und Knochen. Also erstmal aufbauen und Anfang Januar konnte der Bauchfellbruch operiert werden. Die OP hat sie fantastisch überstanden. Und sie war auch agiler und hat weiter zugenommen. Außerdem hatte sie ausgezeichnetes "Heilfleisch". Keine Probleme mit der Narbe. Ende Februar wurde dann der Tumor entfernt. Es handelte sich wohl um einen sehr schnell wachsenden und aggressiven Krebs, sodass der Doc uns sagte, es sei davon auszugehen, dass er schon gestreut hat. Die OP hat sie gut überstanden. Aber ziemlich schnell wurde sie immer schwächer und wollte kaum noch fressen. Ich habe sie gepflegt und betüttelt, aber Anfang April musste sie dann doch erlöst werden.
Langsam sind mir die Tränen ausgegangen.
Aber egal... es gibt immer wieder einen Opa oder eine Oma, die wir zu uns nehmen müssen... und so ist seit vorgestern der Coby bei uns. Er ist ca. 11 Jahre alt und komplett blind. Aber das wohl schon länger... denn er hat sich damit prima arrangiert. So ein süßer Kerl... und endlich mal einer ohne Krankheit. Er konnte nur in der Auffangstation, wo 'zig andere Hunde, oft auch stürmische Jugendliche, herumtoben, wegen seiner Sehbehinderung auf Dauer nicht bleiben.
Er ist mal wieder eine der seltenen Ausnahmen, die nicht Wochen oder Monate brauchen, um "anzukommen"... er IST schon angekommen. Und hat sich, wie alle Hunde, sofort in unser Herz gebohrt.





Und damit sind wir wieder an unserem selbst gesetzten Limit mit zehn Hunden.