Mir bereitet es Sorgen…
…wenn eine Sache zu groß und mächtig wird. Gerade verkünden Medien den Verlust der Gemeinnützigkeit von „Mastodon“. ...
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Dieser Artikel wurde am 30. April 2024 erstmals veröffentlicht.
…wenn eine Sache zu groß und mächtig wird.
Gerade verkünden Medien den Verlust der Gemeinnützigkeit von „Mastodon“.
Also für alle zum Mitschreiben: Mastodon ist der Name einer Software, welche die Teilnahme am Fediverse ermöglicht. Die Software wird unter einer Open Source Lizenz veröffentlicht (GNU Affero GPL) angeboten und ist damit freie Software. Es gibt aber keine „gemeinnützige“ Software, weshalb auch Mastodon (die Software) ihre Gemeinnützigkeit nicht verlieren oder sie ihr aberkannt werden kann, weil sie niemals das Attribut der „Gemeinnützigkeit“ hatte.
Gefühlt könnte man bei solcher Software schon sagen, dass sie irgendwie „gemeinnützig“ ist, weil sie ja von jedem genutzt werden kann, ohne dass Lizenzgebühren anfallen. Aber niemand wird von „Gemeinnütziger Software“ sprechen, wenn er „Open Source Software“ meint.
Lizenzgeber ist die Mastodon gGmbH (jetzt eigentlich ohne das kleine „g“). Diese „Firma“ (Gesellschaft) wurde gegründet, nachdem der Erfolg der Software ein wenig „durch die Decke gegangen“ ist. Es sollten Programmierer bezahlt werden… und die Infrastruktur und dies und das. Dafür werden Spenden eingesammelt. Nun hatte das Projekt eine solche Größe erreicht, dass es, auch aufgrund der Struktur nicht mehr in Form eines (gemeinnützigen) Vereins hätte sinnvoll betrieben werden können. Es blieb also nichts übrig, eine GmbH zu gründen. Und es wurde für die Gesellschaft die Gemeinnützigkeit beantragt und auch gewährt. Der Vorteil einer gGmbH ist, dass die Gesellschaft steuerliche Vorteile bei der Einnahme von Spenden hat und dass Spender ihre Spende beim Finanzamt absetzen können. Dafür dürfen Gewinne nicht an die Gesellschafter ausgeschüttet werden, sie dürfen also nichts daran verdienen (war ja hoffentlich auch nie die Absicht).
Nun hat die zuständige Behörde der GmbH die Gemeinnützigkeit wieder entzogen. Die Gründe dafür sind bisher nicht bekannt. Dagegen kann die Gesellschaft juristisch vorgehen… und vielleicht macht sie das auch.
Fakt ist aber, dass nicht der Software „Mastodon“ die „Gemeinnützigkeit entzogen“ wurde, sondern dass der „Mastodon GmbH“ die „Gemeinnützigkeit entzogen“ wurde. Also der „Firma“.
Das ändert nichts an der Software an sich und auch nichts an der Lizenz und daran, dass es Open Source Software ist und damit der Allgemeinheit nützt.
Was mir aber Sorgen bereitet, sind die Gefahren, die von Softwareprojekten ausgehen kann, die eine gewisse Größe bzw. „Marktmacht“ erreicht haben. Auf der einen Seite ist es ein gangbarer Weg, eine Gesellschaft zu gründen, um professionelle Programmierer und Mitarbeiter gewinnen (und bezahlen) zu können, was dringend notwendig ist… auf der anderen Seite entsteht dadurch (durch Größe und Verbreitung) einen tatsächliche Macht. Das mag bei vielen Open Source Projekten kein Problem darstellen… aber hier handelt es sich um Software, die für die Teilnahme/Nutzung des Fediverse gebraucht wird. Und vom Ansatz her, von der Idee her, ist das Fediverse dezentral. Jeder soll mit jedem „können“ und jeder soll sogar die Möglichkeit haben, einen eigenen Server zu betreiben um Teil dieses Netzwerks zu werden.
Bei der (noch immer laufenden) Diskussion um den „Beitritt“ von Threads zum Fediverse wird häufig die Befürchtung geäußert, dahinter stecke die Strategie „EEE“ (Embrace, Extend and Extinguish), also das Zersetzen eines Projekts durch Teilnahme, die aufgrund der eigenen Größe und Macht zu einer Auslöschung führt. Und das ist nicht einmal weit hergeholt, denn es gab schon zahlreiche Beispiele für die „erfolgreiche“ Umsetzung dieser Strategie.
Es muss aber gar nicht bewusst diese Strategie, bzw. die Ideen dahinterstecken, damit ähnliche Auswirkungen bemerkbar werden.
Hinweis an alle Mastodon-Nutzer, die das vielleicht noch nicht wissen: Tut mir leid, aber Mastodon ist nicht das Fediverse und Mastodon bzw. dessen Schöpfer hat das Fediverse nicht „erfunden“. Das Fediverse existierte schon vorher und konnte durch andere Softwareprojekte genutzt werden, die auch heute noch existieren und damit Teil des Fediverse sind. Tut mir leid, Euch den Zahn ziehen zu müssen.
Fakt ist aber, dass aufgrund der „PR“ von Mastodon und der immerwährenden Ungenauigkeit von Presse und Medien, Mastodon die am meisten genutzte Zugangssoftware zum Fediverse ist und von vielen mit dem Fediverse gleichgesetzt wird. Wer im Fediverse unterwegs ist (über welche Software auch immer), der kommt um Kontakte zu Mastodon-Nutzern nicht herum. Ist ja auch kein Beinbruch.
Zum Problem wird es erst dadurch, wenn das große, mächtige Projekt gewisse Dinge im Zusammenspiel und der Umsetzung restriktiv anders macht und damit ggf. verursacht, dass Nutzer anderer Plattformen eingeschränkt werden, ihre Beiträge werden vielleicht nicht anständig dargestellt etc. pp. Das kann dazu führen, dass Dinge, die vom zugrundeliegenden Protokoll ActivityPub eigentlich vorgesehen sind, und die von anderen Projekten protokollgemäß in ihre Software eingebaut wurden, mit Mastodon nicht richtig funktionieren (obwohl es auch möglich wäre). Weil aber so viele mit Mastodon am Fediverse teilnehmen, sind manche Projekte quasi „gezwungen“, diese Features aus ihrer Software wieder herauszunehmen oder zu beschränken, um ihren Nutzern nicht die Interaktion mit den vielen Mastodon-Nutzern zu erschweren oder gar zu verunmöglichen.
Gerade recht aktuell aus dem Hubzilla-Umfeld: Hubzilla bietet längere Beiträge mit Formatierungen und Multimedia-Einbettungen. Man kann also z.B. Bilder in den Fließtext (an passender Stelle) einfügen. Mit einem der letzten Updates sollte als Beitragstyp wieder der Artikel neben der Notiz Einzug halten. Das ging mal so richtig nach hinten los, weil Mastodon kurzerhand Artikel in einen Link umwandelte und Beiträge damit nicht mehr als Beiträge in der Timeline erschienen. Das Feature (die Auswahl) wurde dann rasch wieder herausgepatcht. So bleibt nur der Beitragstyp Notiz, aus dem Mastodon aber auch alle möglichen Formatierungen wegputzt. Bilder müssen entfernt werden und landen als Anhang am Posting… aber auch nur vier… mehr erlaubt Mastodon nicht.
Mike Macgrivin hat vor ein paar Tagen diesbezüglich wieder einmal seinem Unmut Luft gemacht.
Was halt besonders ärgerlich ist: Das Löschen von HTML-Attributen wäre gar nicht nötig… das Internet, damit auch das Fediverse „ist HTML“ und HTML ist Standard-Inhaltstyp von ActivityPub. Es besteht aber wohl kein Interesse daran, Inhalte konform darzustellen oder es wird arrogant die eigene „Marktmacht“ missbraucht, um die eigenen Vorstellungen durch- und anderen Plattformen aufzudrücken.
Zu groß, zu viel Macht, und dann kommt (aus Unachtsamkeit oder vorsätzlich, keiner weiß es nicht genau) das zweite „E“ zum Tragen… und zwingt andere Dienste mitzuziehen oder zu riskieren, dass ihre Dienste mit dem größten Player im Fediverse nicht richtig funtionieren und Beiträge verschütt gehen.
Ich nehme zusätzlich auch noch wahr, was sich da so im Fahrwasser von Mastodon noch entwickelt. Dienste, die Moderationstools, Moderation an sich, Sperrlisten und Sperrlistenverwaltung und Vertrauensdienste anbieten… alles schön zentral durch eine Organisation… in meinen Augen widerspricht das dem Grundgedanken des Fediverse. Sicher kranken manche Dienste an den Moderationsinstrumenten, aber das ist eine Sache der Entwickler und eine Sache von Nutzern, die bereit sind, diese zu unterstützen.
Zentrale verwaltete „Sperrlisten“… die womöglich (solche Ideen gibt es wirklich) auch noch automatisch bei Installation eines neuen Servers eingebunden werden… führen dazu, dass sich mir die Nackenhaare aufrichten. Aaargh…
So einige Entwicklungen bereiten mir echt Sorgen…
…wenn eine Sache zu groß und mächtig wird.
Gerade verkünden Medien den Verlust der Gemeinnützigkeit von „Mastodon“.
Also für alle zum Mitschreiben: Mastodon ist der Name einer Software, welche die Teilnahme am Fediverse ermöglicht. Die Software wird unter einer Open Source Lizenz veröffentlicht (GNU Affero GPL) angeboten und ist damit freie Software. Es gibt aber keine „gemeinnützige“ Software, weshalb auch Mastodon (die Software) ihre Gemeinnützigkeit nicht verlieren oder sie ihr aberkannt werden kann, weil sie niemals das Attribut der „Gemeinnützigkeit“ hatte.
Gefühlt könnte man bei solcher Software schon sagen, dass sie irgendwie „gemeinnützig“ ist, weil sie ja von jedem genutzt werden kann, ohne dass Lizenzgebühren anfallen. Aber niemand wird von „Gemeinnütziger Software“ sprechen, wenn er „Open Source Software“ meint.
Lizenzgeber ist die Mastodon gGmbH (jetzt eigentlich ohne das kleine „g“). Diese „Firma“ (Gesellschaft) wurde gegründet, nachdem der Erfolg der Software ein wenig „durch die Decke gegangen“ ist. Es sollten Programmierer bezahlt werden… und die Infrastruktur und dies und das. Dafür werden Spenden eingesammelt. Nun hatte das Projekt eine solche Größe erreicht, dass es, auch aufgrund der Struktur nicht mehr in Form eines (gemeinnützigen) Vereins hätte sinnvoll betrieben werden können. Es blieb also nichts übrig, eine GmbH zu gründen. Und es wurde für die Gesellschaft die Gemeinnützigkeit beantragt und auch gewährt. Der Vorteil einer gGmbH ist, dass die Gesellschaft steuerliche Vorteile bei der Einnahme von Spenden hat und dass Spender ihre Spende beim Finanzamt absetzen können. Dafür dürfen Gewinne nicht an die Gesellschafter ausgeschüttet werden, sie dürfen also nichts daran verdienen (war ja hoffentlich auch nie die Absicht).
Nun hat die zuständige Behörde der GmbH die Gemeinnützigkeit wieder entzogen. Die Gründe dafür sind bisher nicht bekannt. Dagegen kann die Gesellschaft juristisch vorgehen… und vielleicht macht sie das auch.
Fakt ist aber, dass nicht der Software „Mastodon“ die „Gemeinnützigkeit entzogen“ wurde, sondern dass der „Mastodon GmbH“ die „Gemeinnützigkeit entzogen“ wurde. Also der „Firma“.
Das ändert nichts an der Software an sich und auch nichts an der Lizenz und daran, dass es Open Source Software ist und damit der Allgemeinheit nützt.
Was mir aber Sorgen bereitet, sind die Gefahren, die von Softwareprojekten ausgehen kann, die eine gewisse Größe bzw. „Marktmacht“ erreicht haben. Auf der einen Seite ist es ein gangbarer Weg, eine Gesellschaft zu gründen, um professionelle Programmierer und Mitarbeiter gewinnen (und bezahlen) zu können, was dringend notwendig ist… auf der anderen Seite entsteht dadurch (durch Größe und Verbreitung) einen tatsächliche Macht. Das mag bei vielen Open Source Projekten kein Problem darstellen… aber hier handelt es sich um Software, die für die Teilnahme/Nutzung des Fediverse gebraucht wird. Und vom Ansatz her, von der Idee her, ist das Fediverse dezentral. Jeder soll mit jedem „können“ und jeder soll sogar die Möglichkeit haben, einen eigenen Server zu betreiben um Teil dieses Netzwerks zu werden.
Bei der (noch immer laufenden) Diskussion um den „Beitritt“ von Threads zum Fediverse wird häufig die Befürchtung geäußert, dahinter stecke die Strategie „EEE“ (Embrace, Extend and Extinguish), also das Zersetzen eines Projekts durch Teilnahme, die aufgrund der eigenen Größe und Macht zu einer Auslöschung führt. Und das ist nicht einmal weit hergeholt, denn es gab schon zahlreiche Beispiele für die „erfolgreiche“ Umsetzung dieser Strategie.
Es muss aber gar nicht bewusst diese Strategie, bzw. die Ideen dahinterstecken, damit ähnliche Auswirkungen bemerkbar werden.
Hinweis an alle Mastodon-Nutzer, die das vielleicht noch nicht wissen: Tut mir leid, aber Mastodon ist nicht das Fediverse und Mastodon bzw. dessen Schöpfer hat das Fediverse nicht „erfunden“. Das Fediverse existierte schon vorher und konnte durch andere Softwareprojekte genutzt werden, die auch heute noch existieren und damit Teil des Fediverse sind. Tut mir leid, Euch den Zahn ziehen zu müssen.
Fakt ist aber, dass aufgrund der „PR“ von Mastodon und der immerwährenden Ungenauigkeit von Presse und Medien, Mastodon die am meisten genutzte Zugangssoftware zum Fediverse ist und von vielen mit dem Fediverse gleichgesetzt wird. Wer im Fediverse unterwegs ist (über welche Software auch immer), der kommt um Kontakte zu Mastodon-Nutzern nicht herum. Ist ja auch kein Beinbruch.
Zum Problem wird es erst dadurch, wenn das große, mächtige Projekt gewisse Dinge im Zusammenspiel und der Umsetzung restriktiv anders macht und damit ggf. verursacht, dass Nutzer anderer Plattformen eingeschränkt werden, ihre Beiträge werden vielleicht nicht anständig dargestellt etc. pp. Das kann dazu führen, dass Dinge, die vom zugrundeliegenden Protokoll ActivityPub eigentlich vorgesehen sind, und die von anderen Projekten protokollgemäß in ihre Software eingebaut wurden, mit Mastodon nicht richtig funktionieren (obwohl es auch möglich wäre). Weil aber so viele mit Mastodon am Fediverse teilnehmen, sind manche Projekte quasi „gezwungen“, diese Features aus ihrer Software wieder herauszunehmen oder zu beschränken, um ihren Nutzern nicht die Interaktion mit den vielen Mastodon-Nutzern zu erschweren oder gar zu verunmöglichen.
Gerade recht aktuell aus dem Hubzilla-Umfeld: Hubzilla bietet längere Beiträge mit Formatierungen und Multimedia-Einbettungen. Man kann also z.B. Bilder in den Fließtext (an passender Stelle) einfügen. Mit einem der letzten Updates sollte als Beitragstyp wieder der Artikel neben der Notiz Einzug halten. Das ging mal so richtig nach hinten los, weil Mastodon kurzerhand Artikel in einen Link umwandelte und Beiträge damit nicht mehr als Beiträge in der Timeline erschienen. Das Feature (die Auswahl) wurde dann rasch wieder herausgepatcht. So bleibt nur der Beitragstyp Notiz, aus dem Mastodon aber auch alle möglichen Formatierungen wegputzt. Bilder müssen entfernt werden und landen als Anhang am Posting… aber auch nur vier… mehr erlaubt Mastodon nicht.
Mike Macgrivin hat vor ein paar Tagen diesbezüglich wieder einmal seinem Unmut Luft gemacht.
Was halt besonders ärgerlich ist: Das Löschen von HTML-Attributen wäre gar nicht nötig… das Internet, damit auch das Fediverse „ist HTML“ und HTML ist Standard-Inhaltstyp von ActivityPub. Es besteht aber wohl kein Interesse daran, Inhalte konform darzustellen oder es wird arrogant die eigene „Marktmacht“ missbraucht, um die eigenen Vorstellungen durch- und anderen Plattformen aufzudrücken.
Zu groß, zu viel Macht, und dann kommt (aus Unachtsamkeit oder vorsätzlich, keiner weiß es nicht genau) das zweite „E“ zum Tragen… und zwingt andere Dienste mitzuziehen oder zu riskieren, dass ihre Dienste mit dem größten Player im Fediverse nicht richtig funtionieren und Beiträge verschütt gehen.
Ich nehme zusätzlich auch noch wahr, was sich da so im Fahrwasser von Mastodon noch entwickelt. Dienste, die Moderationstools, Moderation an sich, Sperrlisten und Sperrlistenverwaltung und Vertrauensdienste anbieten… alles schön zentral durch eine Organisation… in meinen Augen widerspricht das dem Grundgedanken des Fediverse. Sicher kranken manche Dienste an den Moderationsinstrumenten, aber das ist eine Sache der Entwickler und eine Sache von Nutzern, die bereit sind, diese zu unterstützen.
Zentrale verwaltete „Sperrlisten“… die womöglich (solche Ideen gibt es wirklich) auch noch automatisch bei Installation eines neuen Servers eingebunden werden… führen dazu, dass sich mir die Nackenhaare aufrichten. Aaargh…
So einige Entwicklungen bereiten mir echt Sorgen…
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