Das Fediverse ist weit mehr…
…als Mastodon. Und Mastodon ist auch nicht der allein gültige Maßstab. ...
View article
View summary
Dieser Artikel wurde am 14. Februar 2024 erstmals veröffentlicht.
…als Mastodon. Und Mastodon ist auch nicht der allein gültige Maßstab.
Anlässlich eines Postings von Jupiter Rowland, einem wirklichen Kenner des Fediverse, in seinem Hubzilla-Kanal, möchte ich hier in Zusammenfassung auch ein paar Hinweise für die deutschsprachigen Nutzer geben. Er hat da etliche Aspekte angebracht, die vielen Nutzern des Fediverse womöglich nicht so präsent sind.
Seinen Text in Form eines „Theads“ hatte er in „Päckchen“ zu 500 Zeichen gepostet, um Mastodon-Nutzer nicht zu überfordern.
Schwerpunkt seines Postings waren Inhaltswarnungen (contentwarning, CW, cw), aber auch die Unterschiede der verschiedenen Fediverse-Projekte, von denen die meisten deutlich älter sind als Mastodon.
Einer der Gründe, weshalb viele Nutzer des Fediverse „überrascht“ sind, wenn sie auf Postings stoßen, die nicht von einem Mastodon-Account stammen, ist, dass weit mehr erlaubt ist, als bei Mastodon selbst. Aufgrund der Reduzierung des Fediverse auf Mastodon durch Presse und Medien, wissen viele schlicht nicht, was das Fediverse in Wahrheit ist, nämlich ein offenes Netzwerk verschiedenster Zugänge, die sich auf ein gemeinsames Kommunikationsprotokoll geeinigt haben.
Tauchen dann plötzlich Postings mit teilweise wesentlich mehr als 500 Zeichen auf, so erscheint das dem Fediverse-Nutzer, der nur und ausschließlich Mastodon kennt, wie „schwarze Magie“.
Ist es aber nicht! Die Zeichenbeschränkung von Mastodon ist eine selbst auferlegte Beschränkung aus „Design-Gründen“. Es handelt sich dabei um keine Beschränkung des Fediverse und des genutzten Protokolls ActivityPub (AP). Die meisten anderen Dienste im Fediverse haben eine wesentlich großzügigere bzw. gar keine Beschränkung bezüglich der Textlänge.
Das gilt auch für Textformatierungen. Der Verzicht darauf ist eine Entscheidung der Macher von Mastodon. Andere Dienste erlauben hier weit mehr.
Ein wichtiger Punkt, der zu Missverständnissen und teilweise echten Ärger führt, sind die Inhaltswarnungen.
Postings mit „sensiblen Inhalten“ sollen mit einer Inhaltswarnung versehen werden. Das führt dazu, dass diese Postings in der Timeline „eingeklappt“, also nicht direkt lesbar, erscheinen. Um den Inhalt zu sehen, muss man sie anklicken. Die Inhaltswarnung selbst sollte einen Hinweis auf den Inhalt geben. So soll jeder dann entscheiden können, ob er sich den Inhalt anschauen möchte oder ob er es, um des lieben Seelenfriedens, sein lässt.
Sehr viele Dienste neben Mastdon bieten das aber gar nicht an, bzw. es ist nicht offensichtlich, wie man es machen kann und unterliegt verschiedenen Beschränkungen.
Das bedeutet aber nicht, dass Nutzer dieser Dienste nun jeglichem Inhalt „ungeschützt“ ausgesetzt sind. Nein, vergleichbare Mechanismen gibt es auch bei Hubzilla, Friendica , (streams) etc. Nur liegt hier die Verantwortung bei demjenigen, der geschützt werden will.
Das klingt vielleicht zunächst nach einer zusätzlichen Belastung, ist aber im Endeffekt ausgesprochen sinnvoll. Denn hier hat der Betroffene das Ausblenden in der eigenen Hand… derjenige, der wohl am besten weiß, ob und was ihn womöglich „triggert“.
Ein CW durch den Verfasser eines Postings ist hingegen eher ungeeignet. Und vor allem, wo soll die Sache denn ansetzten, wo soll sie beginnen? Woher soll ich als Verfasser denn wissen, ob es nicht einige wenige im Netz gibt, denen mein Inhalt an den Nerven sägt?
Diese Unmöglichkeit der Vorhersage führt zu einem teilweise inflationären Einsatz von CW. Lieber ein CW setzen… nicht dass man irgendwem auf die Füße tritt und man ausgeschimpft wird. Es gibt Mastodon-Instanzen mit teilweise irre anmutenden Nutzungsbedingungen, was Triggerwarnungen anbelangt. Politik? Bloß verstecken! Essen? Ja denkt Ihr denn nicht an die Menschen mit einer Essstörung oder diejenigen, welche gerade eine Diät machen? Auf jeden Fall verstecken! Bilder von Katastrophen? Verstecken! Dies und das? Verstecken!
Am besten, man würde alles verstecken… so fühlt sich das an.
Ich kann doch den anderen Nutzern das Denken nicht abnehmen und mich vor allem nicht in ihren psychischen Zustand hineinversetzen.
Das Prinzip wie es Hubzilla (und verwandte Dienste… ich schreibe jetzt zur Vereinfachung nur noch von Hubzilla, die verwandten Dienste sind aber „mitgemeint“ 😉 😀 ) macht, ist wesentlich sinnvoller. Hierzu kommt die App „NSFW“ zum Einsatz. Der Nutzer, der sich vor bestimmten Inhalten schützen möchte, „füttert“ NSFW mit entsprechenden Mustern (Wörter, Hashtags, regulären Ausdrücken) und fortan werden Postings mit entsprechenden Inhalten „aufklickbar“ verborgen. Derjenige, der gerade eine Diät macht z.B. gestaltet seinen Filter entsprechend und bleibt künftig von Essens-Fotos, Rezepten, Berichten von Restaurantbesuchen etc. verschont.
Die einzige Voraussetzung ist, dass Postende ihre Inhalte mit sinnvollen und passenden Tags versehen. Das aber ist nun kein Problem, wir aber leider gerade von den Nutzern von CW-Diensten leider zu sehr vernachlässigt… z.T. weil die Software diese Möglichkeit gar nicht explizit vorsieht.
Hubzilla bietet trotzdem eine Art CW… also einen Mechanismus, mit dem man sowas realisieren kann: die Zusammenfassung.
Bei einem Posting kann man eine Zusammenfassung angeben, die eigentlich dafür gedacht ist, den Inhalt längerer Postings zusammenzufassen. In der Timeline wird dann nur die Zusammenfassung angezeigt und man muss darauf klicken, um sich den gesamten Text anzeigen zu lassen. Das macht die Timeline übersichtlicher.
Will man nun z.B. ein Rezept für ein lecker Essen mit einer Art CW versehen, um Fastende nicht zu verschrecken, kann man „Essen, Rezept“ in die Zusammenfassung schreiben. Dann wird dem Besucher nur „Essen, Rezept“ angezeigt… und wenn es für ihn „unschädlich“ ist, klickt er drauf und kann das Rezept sehen.
Nur… das funktioniert nicht bei allen hubzillaartigen Diensten gleich einfach. Es gibt Dienste, die das Zusammenfassungsfeld nicht anzeigen. Hier kann man das aber trotzdem mittels BBcode eingeben und das Ergebnis ist das selbe.
Was aber nicht funktioniert: Kommentare zu einem solchen Posting werden nicht versteckt. Zusammenfassungen für Kommentare sind schlicht nicht vorgesehen. Kommentiert also jemand mit einem modifizierten Rezept, so schlägt dies unserem Faster ungefiltert ins Gesicht.
Da wäre auch wieder das Prinzip der NSFW-Filter optimal. Er packt einfach die entsprechenden Begriffe in seinen Filter und sieht dann auch solche Kommentare nicht.
Das Fediverse ist vielfältig. Und viele Dienste, die es schon weit vor Mastodon gab, gehen mit bestimmten Dingen anders um. Das sollten insbesondere Mastodon-Nutzer im Hinterkopf behalten, bevor sie einen anderen Nutzer wegen fehlendem CW ausschimpfen oder melden. Es gibt nicht wenig Dienste, die genau diese Form der Inhaltswarnung, wie sie bei Mastodon stattfindet, nicht anbieten, sondern eigene Mechanismen dafür haben.
Ich persönlich finde den „Hubzilla-Weg“ wesentlich besser, weil es jeder selbst in der Hand hat, was er sehen möchte und was nicht. Die umgekehrte Methode, der „Mastodon-Weg“ läuft auf „betreutes Denken“ hinaus und ist ja fast schon sowas wie ein fremder Algorithmus, der in meine Timeline eingreift.
An alle Mastodon-Nutzer, für die das Fediverse neu ist: Das Fediverse ist nicht Mastodon und Mastodon ist nicht das Fediverse. Das Fediverse ist ein riesiges Netzwerk verschiedener Dienste. Einen ersten Eindruck darüber, was noch zum Fediverse gehört findet man z.B. hier: Was sind Fediverse-Projekte?
…als Mastodon. Und Mastodon ist auch nicht der allein gültige Maßstab.
Anlässlich eines Postings von Jupiter Rowland, einem wirklichen Kenner des Fediverse, in seinem Hubzilla-Kanal, möchte ich hier in Zusammenfassung auch ein paar Hinweise für die deutschsprachigen Nutzer geben. Er hat da etliche Aspekte angebracht, die vielen Nutzern des Fediverse womöglich nicht so präsent sind.
Seinen Text in Form eines „Theads“ hatte er in „Päckchen“ zu 500 Zeichen gepostet, um Mastodon-Nutzer nicht zu überfordern.
Schwerpunkt seines Postings waren Inhaltswarnungen (contentwarning, CW, cw), aber auch die Unterschiede der verschiedenen Fediverse-Projekte, von denen die meisten deutlich älter sind als Mastodon.
Einer der Gründe, weshalb viele Nutzer des Fediverse „überrascht“ sind, wenn sie auf Postings stoßen, die nicht von einem Mastodon-Account stammen, ist, dass weit mehr erlaubt ist, als bei Mastodon selbst. Aufgrund der Reduzierung des Fediverse auf Mastodon durch Presse und Medien, wissen viele schlicht nicht, was das Fediverse in Wahrheit ist, nämlich ein offenes Netzwerk verschiedenster Zugänge, die sich auf ein gemeinsames Kommunikationsprotokoll geeinigt haben.
Tauchen dann plötzlich Postings mit teilweise wesentlich mehr als 500 Zeichen auf, so erscheint das dem Fediverse-Nutzer, der nur und ausschließlich Mastodon kennt, wie „schwarze Magie“.
Ist es aber nicht! Die Zeichenbeschränkung von Mastodon ist eine selbst auferlegte Beschränkung aus „Design-Gründen“. Es handelt sich dabei um keine Beschränkung des Fediverse und des genutzten Protokolls ActivityPub (AP). Die meisten anderen Dienste im Fediverse haben eine wesentlich großzügigere bzw. gar keine Beschränkung bezüglich der Textlänge.
Das gilt auch für Textformatierungen. Der Verzicht darauf ist eine Entscheidung der Macher von Mastodon. Andere Dienste erlauben hier weit mehr.
Ein wichtiger Punkt, der zu Missverständnissen und teilweise echten Ärger führt, sind die Inhaltswarnungen.
Postings mit „sensiblen Inhalten“ sollen mit einer Inhaltswarnung versehen werden. Das führt dazu, dass diese Postings in der Timeline „eingeklappt“, also nicht direkt lesbar, erscheinen. Um den Inhalt zu sehen, muss man sie anklicken. Die Inhaltswarnung selbst sollte einen Hinweis auf den Inhalt geben. So soll jeder dann entscheiden können, ob er sich den Inhalt anschauen möchte oder ob er es, um des lieben Seelenfriedens, sein lässt.
Sehr viele Dienste neben Mastdon bieten das aber gar nicht an, bzw. es ist nicht offensichtlich, wie man es machen kann und unterliegt verschiedenen Beschränkungen.
Das bedeutet aber nicht, dass Nutzer dieser Dienste nun jeglichem Inhalt „ungeschützt“ ausgesetzt sind. Nein, vergleichbare Mechanismen gibt es auch bei Hubzilla, Friendica , (streams) etc. Nur liegt hier die Verantwortung bei demjenigen, der geschützt werden will.
Das klingt vielleicht zunächst nach einer zusätzlichen Belastung, ist aber im Endeffekt ausgesprochen sinnvoll. Denn hier hat der Betroffene das Ausblenden in der eigenen Hand… derjenige, der wohl am besten weiß, ob und was ihn womöglich „triggert“.
Ein CW durch den Verfasser eines Postings ist hingegen eher ungeeignet. Und vor allem, wo soll die Sache denn ansetzten, wo soll sie beginnen? Woher soll ich als Verfasser denn wissen, ob es nicht einige wenige im Netz gibt, denen mein Inhalt an den Nerven sägt?
Diese Unmöglichkeit der Vorhersage führt zu einem teilweise inflationären Einsatz von CW. Lieber ein CW setzen… nicht dass man irgendwem auf die Füße tritt und man ausgeschimpft wird. Es gibt Mastodon-Instanzen mit teilweise irre anmutenden Nutzungsbedingungen, was Triggerwarnungen anbelangt. Politik? Bloß verstecken! Essen? Ja denkt Ihr denn nicht an die Menschen mit einer Essstörung oder diejenigen, welche gerade eine Diät machen? Auf jeden Fall verstecken! Bilder von Katastrophen? Verstecken! Dies und das? Verstecken!
Am besten, man würde alles verstecken… so fühlt sich das an.
Ich kann doch den anderen Nutzern das Denken nicht abnehmen und mich vor allem nicht in ihren psychischen Zustand hineinversetzen.
Das Prinzip wie es Hubzilla (und verwandte Dienste… ich schreibe jetzt zur Vereinfachung nur noch von Hubzilla, die verwandten Dienste sind aber „mitgemeint“ 😉 😀 ) macht, ist wesentlich sinnvoller. Hierzu kommt die App „NSFW“ zum Einsatz. Der Nutzer, der sich vor bestimmten Inhalten schützen möchte, „füttert“ NSFW mit entsprechenden Mustern (Wörter, Hashtags, regulären Ausdrücken) und fortan werden Postings mit entsprechenden Inhalten „aufklickbar“ verborgen. Derjenige, der gerade eine Diät macht z.B. gestaltet seinen Filter entsprechend und bleibt künftig von Essens-Fotos, Rezepten, Berichten von Restaurantbesuchen etc. verschont.
Die einzige Voraussetzung ist, dass Postende ihre Inhalte mit sinnvollen und passenden Tags versehen. Das aber ist nun kein Problem, wir aber leider gerade von den Nutzern von CW-Diensten leider zu sehr vernachlässigt… z.T. weil die Software diese Möglichkeit gar nicht explizit vorsieht.
Hubzilla bietet trotzdem eine Art CW… also einen Mechanismus, mit dem man sowas realisieren kann: die Zusammenfassung.
Bei einem Posting kann man eine Zusammenfassung angeben, die eigentlich dafür gedacht ist, den Inhalt längerer Postings zusammenzufassen. In der Timeline wird dann nur die Zusammenfassung angezeigt und man muss darauf klicken, um sich den gesamten Text anzeigen zu lassen. Das macht die Timeline übersichtlicher.
Will man nun z.B. ein Rezept für ein lecker Essen mit einer Art CW versehen, um Fastende nicht zu verschrecken, kann man „Essen, Rezept“ in die Zusammenfassung schreiben. Dann wird dem Besucher nur „Essen, Rezept“ angezeigt… und wenn es für ihn „unschädlich“ ist, klickt er drauf und kann das Rezept sehen.
Nur… das funktioniert nicht bei allen hubzillaartigen Diensten gleich einfach. Es gibt Dienste, die das Zusammenfassungsfeld nicht anzeigen. Hier kann man das aber trotzdem mittels BBcode eingeben und das Ergebnis ist das selbe.
[abstract][/abstract]
Was aber nicht funktioniert: Kommentare zu einem solchen Posting werden nicht versteckt. Zusammenfassungen für Kommentare sind schlicht nicht vorgesehen. Kommentiert also jemand mit einem modifizierten Rezept, so schlägt dies unserem Faster ungefiltert ins Gesicht.
Da wäre auch wieder das Prinzip der NSFW-Filter optimal. Er packt einfach die entsprechenden Begriffe in seinen Filter und sieht dann auch solche Kommentare nicht.
Das Fediverse ist vielfältig. Und viele Dienste, die es schon weit vor Mastodon gab, gehen mit bestimmten Dingen anders um. Das sollten insbesondere Mastodon-Nutzer im Hinterkopf behalten, bevor sie einen anderen Nutzer wegen fehlendem CW ausschimpfen oder melden. Es gibt nicht wenig Dienste, die genau diese Form der Inhaltswarnung, wie sie bei Mastodon stattfindet, nicht anbieten, sondern eigene Mechanismen dafür haben.
Ich persönlich finde den „Hubzilla-Weg“ wesentlich besser, weil es jeder selbst in der Hand hat, was er sehen möchte und was nicht. Die umgekehrte Methode, der „Mastodon-Weg“ läuft auf „betreutes Denken“ hinaus und ist ja fast schon sowas wie ein fremder Algorithmus, der in meine Timeline eingreift.
An alle Mastodon-Nutzer, für die das Fediverse neu ist: Das Fediverse ist nicht Mastodon und Mastodon ist nicht das Fediverse. Das Fediverse ist ein riesiges Netzwerk verschiedener Dienste. Einen ersten Eindruck darüber, was noch zum Fediverse gehört findet man z.B. hier: Was sind Fediverse-Projekte?
Conversation Features
Loading...