Ist es wirklich so schwierig…
…ins Fediverse zu kommen? Ein gern angebrachtes Argument gegen die Teilnahme am Fediverse ist, dass der Registrationsprozess so „kompliziert“ sei. Man müsse sich ja erst einen Anbieter, also Server, suchen. Das ist dann schon zu viel verlangt. Bei X oder Facebook ist das viel einfacher. ...
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Dieser Artikel wurde erstmals am 21. September 2023 veröffentlicht.
Ein gern angebrachtes Argument gegen die Teilnahme am Fediverse ist, dass der Registrationsprozess so „kompliziert“ sei. Man müsse sich ja erst einen Anbieter, also Server, suchen. Das ist dann schon zu viel verlangt. Bei X oder Facebook ist das viel einfacher.
Hmmm… ja… das liegt daran, dass es halt bei X, Facebook und Konsorten nur EINEN Server gibt. Ruft man den auf, dann gibt es da einen Link/Button zum Draufklicken, um sich einen Account zu erstellen.
Im Fediverse sieht das anders aus. Da gibt es unzählige Server und man muss sich erst einmal entscheiden, bei welchem man seinen Account anlegen möchte. Hat man sich entschieden und surft den Server an, dann ist es aber wieder gleich (sofern man ein und den selben Dienst ausprobieren möchte) und die Registrierung ist wirklich nicht komplizierter als bei den kommerziellen Walled Garden… meist noch simpler, weil man keinen Realnamen anzugeben braucht und auch keine Telefonnummer etc. In der Regel braucht man eine funktionierende E-Mail Adresse, man denkt sich einen Benutzernamen aus und ggf. ein Passwort (es gibt auch Dienste, die ein vorläufiges Passwort erzeugen).
Und das war es auch schon. Was ist jetzt dabei umständlicher?
Dass man sich einen Server aussuchen muss? Huiii… aber E-Mail ist nicht zu kompliziert, oder? Wenn man sich eine E-Mail Adresse zulegen möchte, steht man doch auch vor der Entscheidung, bei wem man das machen Möchte. Bei Micro$oft, beim Gockel, bei der Telekom, bei GMX, bei Firemail, bei Protonmail, bei…, bei…, bei…
Und dann ruft man die Seite des Anbieters auf und registriert sich… wobei die Registrierung bei jedem Dienst unterschiedlich ist… so richtig unterschiedlich.
Trotzdem hat jeder ne Mailadresse. Kann also nicht so kompliziert sein, sich für einen Provider zu entscheiden, oder?
Und weshalb wird es dann beim Fediverse als „umständlich“ und „kompliziert“ angeprangert?
Ein guter Ausgangspunkt, sich zu entscheiden ist der Fediverse Observer. Hier werden einem gleich passende Server vorgeschlagen. Beim Fediverse-Wiki gibt es auch eine sehr gute, thematisch sortierte Übersicht (leider nur englischsprachig).
Eine Datenbank von Fediverse-Servern, und die beste Anlaufstelle, ist die FediDB.
„Thematisch sortiert“… muss man denn ganz besonders darauf achten? Ja und nein. Die meisten Server (Instanzen) werden von einzelnen Menschen oder kleinen Gruppen betrieben. Da finden sich dann oft Nutzer zusammen, die sich für bestimmte Themengebiete interessieren. Wenn man dann dort einen Account hat und sich die lokale Timeline / den lokalen Stream anschaut, dann tauchen da nur Postings von ebenfalls dort registrierten Nutzern auf und man wird wohl überwiegend mit dem bevorzugten Themengebiet konfrontiert. So kann es schon von Vorteil sein, wenn man sich eine „passende“ Instanz aussucht. Aber das bedeutet nicht, dass man von anderen Themen und Nutzern abgeschnitten ist. Das Besondere am Fediverse ist, dass man mit allen Nutzern im Fediverse, unabhängig von deren Heimat-Server, interagieren kann. Dafür gibt es dann die globale / föderierte Timeline.
Ist man dann registriert, ist die persönliche Timeline noch leer. Das ist anders als bei den anderen großen Sozialen Netzwerken. Fediverse-Dienste benutzen keinen Algorithmus, um „für den Nutzer interessante“ Inhalte reinzuspülen. Das Fediverse nimmt einem nicht das Denken ab und bestimmt auch nicht, was man sehen darf und was einem nicht gezeigt wird. Wer sich auf das Fediverse einlässt, der sollte die alten Gewohnheiten von Facebook, Instagram, Meta oder X einfach mal beiseite schieben und sich auf das andere Konzept einlassen. Das tut nicht weh und führ zu einem ganz besonderen Erlebnis.
Damit die persönliche Timeline nicht für immer leer bleibt, muss man ein wenig leisten. Sehr empfehlenswert und sinnvoll ist das Befüllen des eigenen Profils. Hier sollte man eine Beschreibung der eigenen Interessen und des eigenen Hintergrundes eintragen. Keine Sorge, diese Informationen werden vom Betreiber der Instanz nicht an irgendwelche Werbekonzerne verhökert… die habe daran überhaupt kein Interesse, weil die Nutzerzahl der einzelnen Instanzen viel zu gering ist. Die meisten Dienste erlauben zusätzlich die Eingabe von Schlüsselwörtern / Hashtags. Damit kann man seine Interessen noch besser zum Ausdruck bringen.
Diese Informationen füllen jetzt noch nicht die Timeline, erleichtern aber anderen Nutzern die Entscheidung, einem zu „folgen“ (oder sich zu „verbinden“). Wenn ich z.B. auf einen möglicherweise interessanten Nutzer stoße, so schaue ich erst einmal in dessen Profil. Passen die Infos, dann folge ich ihm. Finde ich da nix vor, lasse ich es entweder oder ich schaue (wenn mein Interesse weiterhin besteht), was er über längere Zeit gepostet oder geteilt oder kommentiert hat. Am besten sind also diejenigen dran, die ein sinnvoll gefülltes Profil haben.
Um die Timeline aber nun wirklich zu füllen, muss man anderen Nutzern folgen. Dafür schaut man in die lokale (von allen Nutzern der eigenen Instanz) Timeline und die globale (oder föderierte) Timeline, wo alle Beiträge der Nutzer des eigenen Dienstes auftauchen (sofern die Instanzen föderieren und nicht blockiert sind). Beim Stöbern findet man dann interessante Nutzer, denen man einfach folgt (mit denen man sich „verbindet“). Künftig landen ihre Aktionen in der persönlichen Timeline. Teilen sie Beiträge anderer Nutzer, denen man selbst nicht folgt, erscheinen diese auch in der eigenen Timeline… und man findet damit womöglich weitere interessante Nutzer, folgt wiederum diesen und macht die persönliche Timeline noch vielfältiger und interessanter.
Außerdem lebt das Fediverse von Interaktion. Wer nur liest, der bleibt ein wenig am Rande. Die meisten Dienste erlauben das Teilen fremder Beiträge (teilweise auch als „boosten“ bezeichnet), das „Liken“ (teilweise auch „Disliken“) oder eine sonstige Art der Beitragsbewertung, das Kommentieren und vieles mehr, was man auch aus anderen Netzwerken kennt. Der Funktionsumfang hängt vom gewählten Dienst ab.
Es dauert im Fediverse ein paar Tage oder Wochen, bis in der eigenen Timeline so richtig was los ist… aber die Geduld lohnt sich. Man erhält einen Stream, der den eigenen Vorstellungen entspricht… und nicht einen, von dem der Betreiber des Dienstes meint, sie würde den eigenen Vorstellungen entsprechen (und den Interessen der Werbepartner dienen).
Welchen Dienst man nun am besten für sich wählt, will ich hier nicht ausführen. Dazu gibt es genügend ausführliche Artikel an anderer Stelle. Vielleicht nur ganz kurz zur Orientierung für Schnellentschlossene:
Wer von X kommt (und unbedingt beim Microblogging bleiben will), für den mag Mastodon am interessantesten sein… wer von Facebook kommt, der sollte sich Friendica oder Hubzilla anschauen… wer von Instagram kommt, für den lohnt es sich einen Blick auf Pixelfed zu werfen… YouTube-Migranten schauen mal bei Peertube rein.
Im Endeffekt ist es egal, welchen Dienst man wählt… man kann jedem Nutzer bei jedem Dienst auf jeder Instanz folgen.
Meine Empfehlung ist derzeitFirefish. Dieser Dienst vereint viele sehr gute Funktionen der hier genannten Dienste, ist einfach zu bedienen und sieht auch recht ansprechend aus.
Wenn einem der ausgewählte Dienst irgendwann nicht mehr gefällt, ist es kein Problem, einfach auf einen anderen Dienst zu wechseln. Seine Kontakte kann man entweder „mitnehmen“ (Migration) oder zumindest übertragen.
Es ist also wirklich nicht so schwierig, den Schritt ins Fediverse zu wagen!
…ins Fediverse zu kommen?
Ein gern angebrachtes Argument gegen die Teilnahme am Fediverse ist, dass der Registrationsprozess so „kompliziert“ sei. Man müsse sich ja erst einen Anbieter, also Server, suchen. Das ist dann schon zu viel verlangt. Bei X oder Facebook ist das viel einfacher.
Hmmm… ja… das liegt daran, dass es halt bei X, Facebook und Konsorten nur EINEN Server gibt. Ruft man den auf, dann gibt es da einen Link/Button zum Draufklicken, um sich einen Account zu erstellen.
Im Fediverse sieht das anders aus. Da gibt es unzählige Server und man muss sich erst einmal entscheiden, bei welchem man seinen Account anlegen möchte. Hat man sich entschieden und surft den Server an, dann ist es aber wieder gleich (sofern man ein und den selben Dienst ausprobieren möchte) und die Registrierung ist wirklich nicht komplizierter als bei den kommerziellen Walled Garden… meist noch simpler, weil man keinen Realnamen anzugeben braucht und auch keine Telefonnummer etc. In der Regel braucht man eine funktionierende E-Mail Adresse, man denkt sich einen Benutzernamen aus und ggf. ein Passwort (es gibt auch Dienste, die ein vorläufiges Passwort erzeugen).
Und das war es auch schon. Was ist jetzt dabei umständlicher?
Dass man sich einen Server aussuchen muss? Huiii… aber E-Mail ist nicht zu kompliziert, oder? Wenn man sich eine E-Mail Adresse zulegen möchte, steht man doch auch vor der Entscheidung, bei wem man das machen Möchte. Bei Micro$oft, beim Gockel, bei der Telekom, bei GMX, bei Firemail, bei Protonmail, bei…, bei…, bei…
Und dann ruft man die Seite des Anbieters auf und registriert sich… wobei die Registrierung bei jedem Dienst unterschiedlich ist… so richtig unterschiedlich.
Trotzdem hat jeder ne Mailadresse. Kann also nicht so kompliziert sein, sich für einen Provider zu entscheiden, oder?
Und weshalb wird es dann beim Fediverse als „umständlich“ und „kompliziert“ angeprangert?
Ein guter Ausgangspunkt, sich zu entscheiden ist der Fediverse Observer. Hier werden einem gleich passende Server vorgeschlagen. Beim Fediverse-Wiki gibt es auch eine sehr gute, thematisch sortierte Übersicht (leider nur englischsprachig).
Eine Datenbank von Fediverse-Servern, und die beste Anlaufstelle, ist die FediDB.
„Thematisch sortiert“… muss man denn ganz besonders darauf achten? Ja und nein. Die meisten Server (Instanzen) werden von einzelnen Menschen oder kleinen Gruppen betrieben. Da finden sich dann oft Nutzer zusammen, die sich für bestimmte Themengebiete interessieren. Wenn man dann dort einen Account hat und sich die lokale Timeline / den lokalen Stream anschaut, dann tauchen da nur Postings von ebenfalls dort registrierten Nutzern auf und man wird wohl überwiegend mit dem bevorzugten Themengebiet konfrontiert. So kann es schon von Vorteil sein, wenn man sich eine „passende“ Instanz aussucht. Aber das bedeutet nicht, dass man von anderen Themen und Nutzern abgeschnitten ist. Das Besondere am Fediverse ist, dass man mit allen Nutzern im Fediverse, unabhängig von deren Heimat-Server, interagieren kann. Dafür gibt es dann die globale / föderierte Timeline.
Ist man dann registriert, ist die persönliche Timeline noch leer. Das ist anders als bei den anderen großen Sozialen Netzwerken. Fediverse-Dienste benutzen keinen Algorithmus, um „für den Nutzer interessante“ Inhalte reinzuspülen. Das Fediverse nimmt einem nicht das Denken ab und bestimmt auch nicht, was man sehen darf und was einem nicht gezeigt wird. Wer sich auf das Fediverse einlässt, der sollte die alten Gewohnheiten von Facebook, Instagram, Meta oder X einfach mal beiseite schieben und sich auf das andere Konzept einlassen. Das tut nicht weh und führ zu einem ganz besonderen Erlebnis.
Damit die persönliche Timeline nicht für immer leer bleibt, muss man ein wenig leisten. Sehr empfehlenswert und sinnvoll ist das Befüllen des eigenen Profils. Hier sollte man eine Beschreibung der eigenen Interessen und des eigenen Hintergrundes eintragen. Keine Sorge, diese Informationen werden vom Betreiber der Instanz nicht an irgendwelche Werbekonzerne verhökert… die habe daran überhaupt kein Interesse, weil die Nutzerzahl der einzelnen Instanzen viel zu gering ist. Die meisten Dienste erlauben zusätzlich die Eingabe von Schlüsselwörtern / Hashtags. Damit kann man seine Interessen noch besser zum Ausdruck bringen.
Diese Informationen füllen jetzt noch nicht die Timeline, erleichtern aber anderen Nutzern die Entscheidung, einem zu „folgen“ (oder sich zu „verbinden“). Wenn ich z.B. auf einen möglicherweise interessanten Nutzer stoße, so schaue ich erst einmal in dessen Profil. Passen die Infos, dann folge ich ihm. Finde ich da nix vor, lasse ich es entweder oder ich schaue (wenn mein Interesse weiterhin besteht), was er über längere Zeit gepostet oder geteilt oder kommentiert hat. Am besten sind also diejenigen dran, die ein sinnvoll gefülltes Profil haben.
Um die Timeline aber nun wirklich zu füllen, muss man anderen Nutzern folgen. Dafür schaut man in die lokale (von allen Nutzern der eigenen Instanz) Timeline und die globale (oder föderierte) Timeline, wo alle Beiträge der Nutzer des eigenen Dienstes auftauchen (sofern die Instanzen föderieren und nicht blockiert sind). Beim Stöbern findet man dann interessante Nutzer, denen man einfach folgt (mit denen man sich „verbindet“). Künftig landen ihre Aktionen in der persönlichen Timeline. Teilen sie Beiträge anderer Nutzer, denen man selbst nicht folgt, erscheinen diese auch in der eigenen Timeline… und man findet damit womöglich weitere interessante Nutzer, folgt wiederum diesen und macht die persönliche Timeline noch vielfältiger und interessanter.
Außerdem lebt das Fediverse von Interaktion. Wer nur liest, der bleibt ein wenig am Rande. Die meisten Dienste erlauben das Teilen fremder Beiträge (teilweise auch als „boosten“ bezeichnet), das „Liken“ (teilweise auch „Disliken“) oder eine sonstige Art der Beitragsbewertung, das Kommentieren und vieles mehr, was man auch aus anderen Netzwerken kennt. Der Funktionsumfang hängt vom gewählten Dienst ab.
Es dauert im Fediverse ein paar Tage oder Wochen, bis in der eigenen Timeline so richtig was los ist… aber die Geduld lohnt sich. Man erhält einen Stream, der den eigenen Vorstellungen entspricht… und nicht einen, von dem der Betreiber des Dienstes meint, sie würde den eigenen Vorstellungen entsprechen (und den Interessen der Werbepartner dienen).
Welchen Dienst man nun am besten für sich wählt, will ich hier nicht ausführen. Dazu gibt es genügend ausführliche Artikel an anderer Stelle. Vielleicht nur ganz kurz zur Orientierung für Schnellentschlossene:
Wer von X kommt (und unbedingt beim Microblogging bleiben will), für den mag Mastodon am interessantesten sein… wer von Facebook kommt, der sollte sich Friendica oder Hubzilla anschauen… wer von Instagram kommt, für den lohnt es sich einen Blick auf Pixelfed zu werfen… YouTube-Migranten schauen mal bei Peertube rein.
Im Endeffekt ist es egal, welchen Dienst man wählt… man kann jedem Nutzer bei jedem Dienst auf jeder Instanz folgen.
Meine Empfehlung ist derzeit
Wenn einem der ausgewählte Dienst irgendwann nicht mehr gefällt, ist es kein Problem, einfach auf einen anderen Dienst zu wechseln. Seine Kontakte kann man entweder „mitnehmen“ (Migration) oder zumindest übertragen.
Es ist also wirklich nicht so schwierig, den Schritt ins Fediverse zu wagen!
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