Feintuning extrem - Berechtigungen unter Hubzilla
Immer wieder "prahle" ich, wie feingranular denn das Berechtigungssystem von Hubzilla ist und wie genau man festlegen kann, wer was sehen und wer was womit machen kann...
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Immer wieder "prahle" ich, wie feingranular denn das Berechtigungssystem von Hubzilla ist und wie genau man festlegen kann, wer was sehen und wer was womit machen kann.
Nutzt man die Kanalrollen "Persönlich" oder "Öffentlich", so ist auch schon sehr viel möglich. Viel mehr als bei den meisten Fediverse-Diensten. Aber trotzdem bleiben es noch "Berechtigungen mit Hammer und Meißel". Wer aber mit dem spitzen Bleistift feine Berechtigungsmuster zeichnen möchte, der muss etwas tiefer in das Berechtigungssystem von Hubzilla eintauchen und – das ergibt sich aus dem Wunsch – ein wenig mehr Aufwand betreiben.
Ausgangspunkt für einen solchen Kanal ist die Kanalrolle. Und hier müssen wir nun "Benutzerdefiniert" auswählen, weil die vorgegebenen Rollen zu viele Rechte einräumen.
Die benutzerdefinierte Kanalrolle entspricht nach Kanalerstellung der Rolle "Persönlich". Wir können aber, im Gegensatz zu den vorkonfigurierten Rollen, jegliche Berechtigung selbst festlegen. Dies geschieht über Einstellungen ➔ Privacy-Einstellungen ➔ Benutzerdefinierte Konfiguration der Channel Role.

Wählt man diesen Punkt, wird man zunächst gewarnt, dass man sich damit seinen Kanal durchaus "kaputt konfigurieren" kann. Na ja... dauerhaft kaputt macht man ihn sich damit auch nicht, weil man ja alles "zurückdrehen" kann. Es kann nur passieren, dass gewisse Dinge womöglich nicht mehr funktionieren, sofern man bei bestimmten Berechtigungen die falsche Einstellung wählt.

"Feintunig extrem" heißt dieser Beitrag... und "extrem" ist hier ziemlich wörtlich gemeint.
Grundsätzlich möchte man ja trotzdem, wenn man ein Soziales Netzwerk nutzt, mit anderen Nutzern in Interaktion treten. Das sollte man im Hinterkopf behalten, insbesondere bevor man bei einer Berechtigung die Auswahl "Nur ich" anwendet.
Für mein Beispiel setze ich jede(!) Berechtigung auf "Nur die, denen Du es explizit erlaubst". Damit ist der erste Schritt getan. Ab sofort muss ich alles, was ich anderen zugestehen möchte, explizit für jeden auch erlauben.
Nun kommen die Kontaktrollen ins Spiel. Es gibt immer die Rolle "Standard", welche allen Verbindungen das erlaubt, was auch mit der Kanalrolle "Persönlich" erlaubt ist. Und jede neue Verbindung erhält zunächst die Kontaktrolle "Standard". Damit wäre also erstmal kaum etwas gewonnen. An dieser Stelle ist es also erforderlich (bei einem neuen Kanal am besten, bevor man die erste Verbindung überhaupt eingeht), weitere Kontaktrollen zu erstellen. Das geschieht mit der App "Contact Roles" (findet Ihr die nicht im App-Menü, müsst ihr in der App-Verwaltung das "Sternchen" erst noch aktivieren).
Dort sieht man in einer Liste die bisher einzige vorhandene Kontaktrolle "Standard" und ein leeres Formular zur Erstellung einer neuen Rolle. Die ist nun im vorliegenden Fall im Bereich der Berechtigungen ohne auch nur ein einziges abgehaktes Kästchen und es gibt auch keine positiven Berechtigungen, die von der Kanalrolle geerbt wurden. Und genau diese Rolle nehmen wir jetzt auch mit sämtlich leeren Kästchen als eine neue Kontaktrolle. Das ist die Rolle, die auch Verbindungen nichts erlaubt. So mal rein gar nichts.

Sie muss einen Namen bekommen. Ich habe meine "nüscht" genannt. Wichtig (nicht zwingend, dazu später mehr) für unser Vorhaben ist die Option "Neuen Kontakten automatisch diese Rolle zuweisen". Die sollte aktiviert werden. Das sorgt dafür, dass jede neu eingegangene Verbindung grundsätzlich erst einmal diese Rolle bekommt... und letztlich "nüscht" darf. Die Verbindung bekommt nicht einmal von uns geteilte Inhalte auch nur zu sehen. Und wir selbst sehen von dieser Verbindung damit auch erstmal genau "nüscht".
Das ist nun aber eher sinnfrei. Die Rolle und die Festlegung, jedem Kontakt dieser Rolle zuzuweisen, sofern man keine andere auswählt, dient nur der Sicherheit, dass neue Verbindungen unbeabsichtigt Berechtigungen bekommen, die wir ihnen eigentlich nicht zugestehen wollen.
So, und nun können wir ans Feintuning gehen. Wir legen uns weitere Kontaktrollen an, die ganz genau auf unsere Bedürfnisse abgestimmt sind.
Die vorhandene (und nicht bearbeitbare) Standard-Rolle können wir natürlich auch für Verbindungen nutzen. Nämlich für genau diejenigen, mit denen wir wie in einem Sozialen Netzwerk ganz normal interagieren möchten.
Nun mag es vielleicht sein, dass wir das typische Social-Network-Verhalten nur für eine bestimmte Zahl unserer Verbindungen haben wollen, die meisten aber sollen die Funktionen nur etwas eingeschränkt nutzen können. Angenommen, die normalen Kontakte sollen unsere Postings sehen können, wir selbst wollen deren Postings auch sehen, sie sollen auch unsere Dateien und Bilder sehen können, ebenso unsere Webseiten und Wikiseiten. Überdies sollen sie liken und disliken können und unsere Beiträge kommentieren... ach und Direktnachrichten sollen sie uns auch schicken können. Die Rolle, ich nenne sie einfach mal "normal" würde dann so aussehen:

Nun mag es sein, dass wir Kontaktanfragen bekommen, wir dem Antragsteller auch durchaus erlauben wollen, unsere Beiträge zu verfolgen, wir selbst wollen aber seine Beiträge nicht sehen und er soll auch keine Reaktionen oder Kommentare machen können... er wäre also das, was bei anderen Diensten der "Follower" ist, dem wir selbst aber nicht folgen, dann können wir eine weitere Rolle anlegen (und z.B. "Follower" nennen). Die sähe dann so aus:

Wir erlauben dem "Follower" also, alles zu sehen, aber selbst nicht in unserem Stream in Erscheinung zu treten.
Und nach diesem Schema können wir uns beliebig viele Kontaktrollen für jede denkbare Verbindung erstellen und dann bestimmten Verbindungen zuweisen.
Das Zuweisen erfolgt entweder, wenn wir selbst eine Verbindung eingehen im dann erscheinenden Verbindungs-Editor. Hier können wir im Auswahlmenü "Wählen Sie eine Rolle für diesen Kontakt" die gewünschte Kontaktrolle auswählen.

Bereits bestehenden Verbindungen können wir auch andere Kontaktrollen zuordenen, indem wir den Verbindungs-Editor in der App "Verbindungen" nutzen.

Bekommen wir eine Verbindungs-Anfrage, landen wir auch wieder im Verbindungs-Editor und legen dort auch gleich die Rolle fest.

Bei einer übersichtlichen Zahl von Verbindungen funktioniert das. Werden es wesentlich mehr Verbindungen, dann kann man sich auch mit der Privacy Gruppen das Leben etwas einfacher machen (auch wenn man die Berechtigungen später einmal umfassend für seine Verbindungen umstrukturieren möchte).
Die App "Privacy Gruppen"muss, sofern noch nicht geschehen, erst einmal installiert werden (obwohl ihre Grundfunktionalität ohnehin schon vorhanden ist... man kann halt ohne die App nicht dran rumschrauben).
Legt man sich für verschiedene Berechtigungs-Rollen nun verschiedene Privacy Gruppen an und schiebt seine Kontakte in diese Gruppen, so kann man in der App "Contact Roles" bei jeder Rolle festlegen, dass diese allen Mitgliedern einer bestimmten Privacy Gruppe zugewiesen werden.
Achtung, Fußangel: Ordnet Ihr einzelne Verbindungen gleichzeitig mehreren Privacy Gruppen zu, so gilt für diese Verbindungen natürlich die Kontaktrolle, die Ihr zuletzt einer Gruppe zugewiesen habt.
Ist also Kontakt A gleichzeitig in den Gruppen B und C und Ihr weist die Kontaktrolle D allen Mitgliedern der Gruppe B zu und danach allen Mitgliedern der Gruppe C die Rolle E, dann verfügt Kontakt A über die Berechtigungen der Rolle D, weil ihm zuletzt als Gruppenmitglied der Gruppe C die Rolle E zugewiesen hat.
Aaaargh... wenn Ihr jetzt einen Knoten im Gehirn habt, Beschwerden bitte nach /dev/null verschieben. 😉😂 War jetzt suboptimal, das Beispiel...
Also kurz: Die zuletzt einer Privacy Gruppe zugewiesene Kontaktrolle gilt dann für alle Gruppenmitglieder, die sich zu dem Zeitpunkt in dieser Gruppe befunden haben. Andere Kontaktrollen, die sie vorher hatten, werden überschrieben.
Soviel zum Berechtigungs-Feintuning. Mit Hubzilla ist echt sehr viel möglich. Und das, was ich hier beschrieben habe, ist tatsächlich, wenn man es auf die Spitze treibt, etwas für Berechtigungsverteilungsfanatiker (nicht nur die Ungarn können lange Wörter). Man muss die richtige Balance finden.
Das Beispiel, das ich mit den paar Rollen hier beschrieben habe, ist aber durchaus alltagstauglich und kann helfen, den Stream hygienisch zu halten.
Die Rolle "nüscht" könnt Ihr Euch auch klemmen, wenn Ihr wollt (vor allem die automatische Zuweisung für neue Kontakte). Ihr müsst dann halt nur darauf achten, beim Eingehen einer Verbindung auch wirklich die korrekte Kontaktrolle zuzuweisen. Ist quasi nur ein zusätzliches Sicherungsseil. Dann wäre es aber sinnvoll, neuen Kontakten als Standard die Rolle "Normal" zuzuweisen.
Titelbild von Kevin Wuhrmann auf Pixabay
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